Ein Abend für 100 Jahre Gemeinnützigkeit
Am Freitag, 28. November 2025, fand mit der öffentlichen Vernissage im S AM der Auftakt zur Ausstellung «Wohnen fürs Wohnen: Schweizer Wohnbaugenossenschaften als Labor des Zusammenlebens» statt. Rund 575 Gäste waren anwesend und erhielten von den Verantwortlichen Einblicke in den gemeinnützigen Wohnungsbau.
Bereits auf der Treppe ins Foyer des S AM Architekturmuseum Schweiz gibt es kaum ein Durchkommen. Interessierte aus jeder Generation wollen Teil der Vernissage zur Ausstellung «Wohnen fürs Wohnen: Schweizer Wohnbaugenossenschaften als Labor des Zusammenlebens» sein. An diesem letzten Freitagabend im November sind sie die ersten, die einen Einblick in die Highlights des gemeinnützigen Wohnungsbaus erhalten können. Beim Apéro stossen wir auf einen gelungenen Start an und die Gäste unterhalten sie sich bei Wein und orientalischen Leckerbissen mit den Expertinnen und Experten vor Ort.
Die Ausstellung anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Regionalverbands wohnbaugenossenschaften nordwestschweiz zeigt, wie genossenschaftliche Modelle früher wie heute neue Antworten auf aktuelle Fragen des Wohnens entwickeln. «Die Besucherinnen und Besucher sollen die Vielfalt und Erneuerungskraft des genossenschaftlichen Wohnungsbaus entdecken und verstehen, dass Genossenschaften Wohnen nur fürs Wohnen anbieten und nicht den Zweck der Geldanlage verfolgen», sagt die Geschäftsleiterin des Verbandes Monika Willin.
Von Pionierprojekten bis heute
Die erste Vollgenossenschaft der Schweiz, das Freidorf Muttenz aus den 1920er-Jahren, oder die Bauten der Wohngenossenschaft Entenweid von 1951 in Basel – übrigens die ersten Wohnhochhäuser der Schweiz – stehen stellvertretend für die Pionierarbeit des Wohngenossenschaftsbaus. Projekte aus der jüngsten Vergangenheit, wie Erlenmatt Ost und aktuelle Beispiele wie VoltaNord und die Zentrale Pratteln machen deutlich, dass der gemeinnützige Wohnungsbau seit bald 20 Jahren eine Renaissance erlebt. «Wir wollten zeigen, dass es eine Tradition gibt, die so noch nicht genug wahrgenommen wird und dass heute Projekte vorhanden sind, die neue Standards gesetzt haben», nennt Andreas Ruby, Direktor des S AM Schweizerisches Architekturmuseum, in seiner Rede vor rund 575 Gästen einen wichtigen Grund für diese Ausstellung.
Zu den Rednerinnen des Abends gehörte auch Eva Herzog. Die Basler Ständerätin und Präsidentin von WBG Schweiz wirft die Frage auf: «Warum beträgt der Anteil genossenschaftlichen Wohnraums in der Schweiz nur etwa vier Prozent? Das ist überhaupt nicht nachvollziehbar. Aber warum ist es so? Weil eine Mehrheit der Entscheidungsträger denkt, der Begriff Wohnungsmarkt impliziert, dass der Markt alles richtet. Das tut er aber nicht und das hat er früher auch nicht. Und das zeigt die Ausstellung, das legt die Geschichte der Wohnbaugenossenschaften eindrücklich dar.» Gleichzeitig weist die Politikerin auf das «Wohnen als Grundbedürfnis» hin: «Wir alle müssen wohnen und wenn der Markt das Problem nicht regelt, dann müssen wir etwas tun.»
«Eidgenossenschaft, keine Schweiz AG»
Die Frage, was die vergangenen 100 Jahre Tätigkeit des Regionalverbands wohnbaugenossenschaften nordwestschweiz für die kommenden 100 Jahre auslösen sollen, beantwortet Verbands-Vizepräsident René Brigger folgendermassen: «Ich gehe davon aus, dass sich unser System der Gemeinnützigkeit weiterentwickelt.» Und der selbständige Advokat für Bau-, Planungs- und Genossenschaftsrecht betont: «Gemäss Bundesverfassung sind wir eine Eidgenossenschaft und keine Schweiz AG. Diese Tradition nehmen wir in diesem Bereich glaubhaft und gut auf.»
Text: Benedikt Lachenmeier, Textair GmbH
Bilder: Anja Fricker, as-fotograf









